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Eindrücke aus Verdun
Eine Geschichtsexkursion führte unsere Klasse 9b nach Verdun in Frankreich. Zwar hatten wir das Thema des Ersten Weltkrieges schon länger abgeschlossen, aber irgendwie wurde recht früh klar, dass man Geschichte nicht einfach nur lesen oder durch Referate komplett begreifen kann, sondern einige Orte einfach einmal selbst besucht haben muss.
Als wir morgens losfuhren war die Stimmung noch ausgelassen, obwohl wir wussten, dass wir bald an einen Ort kommen würden, an dem hunderttausende Menschen gestorben waren, und alle freuten sich, den Tag mal nicht im Klassensaal verbringen zu müssen. Bereits auf der Hinfahrt ging unser Exkursionsleiter nochmal mit uns die Hintergründe der Schlacht von Verdun durch und klärte alle wichtigen Eckdaten. Vieles wurde durch seine Schilderung noch deutlicher, denn er erläuterte zahlreiche Sachverhalte an seiner eigenen Familiengeschichte.
Als wir in Verdun ankamen, besuchten wir zuerst das ehemalige Dorf Fleury. Man hätte meinen können, dass man auf einige Ruinen und alte Hausmauern stoßen würde, aber es war von diesem Dorf wirklich absolut nichts übrig geblieben. Wir liefen auf einem unebenen Stück Land, das vor einigen Jahren wieder künstlich angelegt worden war, und nur noch Steine mit Aufschriften wie 'Schuhmacher' oder 'Hufschmied' erinnerten daran, dass an diesem Ort einmal Menschen gelebt hatten.
Anschließend besuchten wir das Museum 'Memorial de Verdun', das laut unserem Guide das erste Museum ist, in dem die Gefallenen von Verdun nicht als Helden, sondern als Opfer behandelt werden. Dort hatten wir Zeit uns die vielfältigen Ausstellungsstücke, die von Bilder und Briefe über Waffen bis hin zu riesigen Flugzeugen, die von der Decke herabhingen oder Ordensammlungen und Soldatenausrüstungen reichten. Einige Teile des Bodens waren verglast und darunter hatte man eine Schicht mit Erde nachgebildet, die man zum Teil mit gefundenen Brief oder Waffenüberresten versehen hatte. Man hatte durch Audiotouren die Möglichkeit, sich einige Exponate genauer erklären zu lassen, und bekam durch Feldpostbriefe die Möglichkeit, wenigstens einen kleinen Einblick in den Alltag eines Soldaten zu erlangen.
Nach dem Museum brachte unser Exkursionsleiter uns an das Fort Douaumont, die wichtigste französischen Festungsanlage während des Ersten Weltkrieges, die allerdings im Zuge der Schlacht von Verdun in deutsche Hände gefallen war. Dort wurde der Kampf zwischen Deutschland und Frankreich noch einmal deutlich, wir erfuhren weitere Details aus dem Alltag der Soldaten, die in dieser Festung zeitweise lebten, wobei nicht nur Kälte und Nässe und ein Mangel an Sauerstoff, sondern auch der dauerhafte Beschuss und Unfälle Probleme darstellen. Vom 'Dach' des Fort aus bot sich uns ein guter Überblick über die Hälfte des Schlachtfeldes, bevor wir zu unserer letzten Station, dem Beinhaus von Douaumont aufbrachen.
Bereits aus dem Bus konnte man die ewigen Reihen weißer Kreuze erkennen, ca. 16.000 wie man uns sagte. Diese Flut von Gräbern, Namen und Jahreszahlen war ziemlich überwältigend. Irgendwie hatte ich mir das Gefühl auf solch einem Massenfriedhof zu stehen anders vorgestellt. Ich glaube, erst an dieser Gedenkstätte wurde den meisten von uns die Tragweite dieser Schlacht wirklich bewusst. Die Menschen, die in den Krieg gezogen sind, waren zum Teil sehr jung gewesen, einige nur wenig älter als die Leute in unserem Umfeld, und jetzt waren sie alle nur noch Namen auf Kreuzen, wenn überhaupt. Die Toten, die nicht identifiziert werden konnten, wurden einfach mit 'Unbekannte Person' betitelt, aber auch auf ihren Kreuzen stand das, was man auf jedem Kreuz stehen sah: 'Mort pour la France'. In dem Haus selbst waren unzählige Namen in Steine eingraviert. Wir stellten fest, dass manche dieser Leute genau an dem Tag vor hundert Jahren gestorben waren. Das Schreckliche war, dass man wusste, dass all diese Menschen für ihr Vaterland gestorben waren und egal wie sehr man es auch versuchen würde, man würde sich, wenn man das Gebäude verließ, doch an keinen einzigen der Namen erinnern können, es waren einfach zu viele. Durch die Fenster konnten wir noch einen Blick auf die sterblichen Überreste dieser verstorbenen Männer werfen, bevor wir zurück fuhren.
Auf der Rückfahrt war die Stimmung irgendwie verändert.
Paula Schmitt, 9b
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