Ein großartiges Theatererlebnis

Schon die Sitzordnung zeigte, dass dieser Theaterabend unter dem großen Thema "Wahnsinn" anders als üblich verlaufen würde: Außer der Hauptbühne vor den Musiksälen gab es eine weitere kleine Bühne am zweiten Ende der Aula. Verbunden waren beide Spielorte durch einen Laufsteg, den die Zuschauerplätze wie bei einer Modenschau säumten. Gezielt eingesetzte Beleuchtung grenzte die unterschiedlichen Szenen voneinander ab.
Im ersten Teil des Abends spielten die Mini- und die Maxi-Theater-AG meist humorvolle Stücke, die unweigerlich zum Schmunzeln oder sogar zum lauten Lachen einluden, zeigten sie doch, wie leicht man einander "in den Wahnsinn treiben" kann. Gleichzeitig konnte man echte Bühnentalente entdecken, die Hoffnung darauf machen, ihre Begabung und ihre sichtbare Leidenschaft für das Theater noch bei weiteren Aufführungen zu entfalten.
Der zweite Teil des Abends gehörte den beiden Kursen Darstellendes Spiel der Stufen 10 und 11, die ihre Texte selbst geschrieben hatten. Das erste Stück nahm dabei die Castingshows in den Fernsehprogrammen ironisch unter die Lupe mit ihren narzisstischen Selbstbespiegelungen, den lästigen Werbe-Blöcken, der erzwungenen Preisgabe der Privatsphäre und – schließlich siegte das Skelett aus dem Biologie-Raum – mit ihrem Hang zur Förderung von Ess-Störungen.
Das letzte Stück des Abends widmete sich in einer losen Szenenfolge der Abhängigkeit vom Smartphone: Jugendliche ersetzen den gesunden Menschenverstand durch eine Handy-App, Eltern kontrollieren ihre Kinder per GPS, das Lebensglück wird vom Lesen einer Nachricht (oder vom Fehlen eines „blauen Hakens“) abhängig gemacht, „Siri“ soll bei existentiellen Fragen helfen. Je weiter das Stück fortschritt, desto deutlicher wurde, dass die jungen Schauspieler ihre Wortwechsel zwar zunächst komisch angelegt hatten, aber gleichzeitig darauf zielten, dass einem das Lachen vergehen und in kritische Selbstreflexion umschlagen sollte.
Herr Oberheim und Herr Bill haben mit ihren Arbeitsgemeinschaften ein Theatererlebnis ermöglicht, das gleichzeitig unterhaltsam war, aber auch den Zuschauern einen kritischen Blick auf die Gesellschaft unserer Zeit ermöglichte – großer Applaus belohnte einen großartigen Abend.


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